Aus der Wirtschaftspresse und den Lehrbüchern zur BWL sind die Theorien über Just in Time Produktion gut bekannt. Es heißt, es sei der Idealzustand, dem industriell orientierte Unternehmen nacheifern sollten. Doch ist das wirklich so? Kann man diese Art der Fertigung pauschal als allen anderen überlegen bezeichnen? Wir analysieren beide Seiten der Medaille.
Was sind die Vorteile von Just in Time Produktion?
In den 1980-er Jahren erlebten amerikanische Autohersteller einen Alptraum. Die erfolgsverwöhnten Platzhirsche wurden von der japanischen Konkurrenz im eigenen Land massiv verdrängt. Deren Fahrzeuge waren teilweise günstiger und besser zugleich. Zudem verbrauchten sie weniger Sprit.
Erreicht wurde dieser Erfolg zum einen mit dem Kaizen Prinzip. Einer permanenten Standardisierung und Optimierung aller Abläufe. Gleichzeitig wurde eine neue Art der Produktion etabliert. Eine, bei der nahezu völlig auf Lagerhaltung verzichtet wurde. Stattdessen wurde immer nur so viel von allem bestellt und geliefert, dass die Fertigung gerade so am Laufen blieb. Ein Kotflügel zum Beispiel wird in der Autoindustrie meist vom Unterlieferanten bezogen. Europäer und Amerikaner unterhielten riesige Blechlager, in denen solche und viele andere Ersatzteile in Massen an verwahrt wurden. Immense Summen an Wert häuften sich dort ungenutzt an. In Japan wurden sie stattdessen aus dem LKW des Lieferanten fast direkt in die Produktion transportiert.
Der Effekt war gigantisch. Man muss bedenken: Kapital kostet Geld. Es verursacht genauso Kosten, wie die Gehälter der Mitarbeiter am Ende des Monats. Für jeden Cent Eigenkapital oder Fremdkapital möchte der Geldgeber Zinsen sehen, genauer gesagt eine Rendite. Wer jedoch seine Lager und die Vorratshaltung so optimiert, dass sie kaum Kapital erfordern, der senkt die Kapitalkosten immens. Mit dieser Art der Produktion verschafften sich die cleveren Japaner riesige Wettbewerbsvorteile. Sie verschärften massiv den Wettbewerb und verdienten sich in der Folge immer mehr Marktanteile in den USA und Europa.
Was sind die Nachteile von Just in Time?
Wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. In Bezug auf Just in Time bleibt das Thema natürlich auch nicht ohne Risiko. Immer wieder gibt es Krisen auf der Welt, in denen sich die Empfindlichkeit von Just in Time ganz deutlich abzeichnet.
Gerade in Zeiten von Covid 19 zeigte sich, wie empfindlich eine hochgradig optimierte Lieferkette ist, wenn mal etwas schiefläuft. Wenn bei technisch komplexen Erzeugnissen ein einziges Teil zu spät geliefert wird, dann kann das ganze Produkt nicht auf den Markt gebracht werden. So erging es zahlreichen Autoherstellern, bei denen aufgrund von Chipmangel die zeitweilig die Produktion ausfiel. Genau in die gleiche Zeit fiel eine unglückliche Situation im Suez Kanal. Dort verfing sich ein Transportschiff und versperrte die wichtigste Wasserstraße zwischen Asien und Europa. Viele Fabriken hier kamen zusätzlich zum Stillstand. Probleme in dem Bereich gibt es auch immer wieder dann, wenn ein Lieferant ins Straucheln gerät. Eine Fabrik fängt Feuer oder der Zulieferer geht pleite – schon ist die Katastrophe da.
Fazit zu Just in Time Produktion
Unterm Strich muss man eindeutig sagen, dass Just in Time erhebliche Einsparungen ermöglicht und somit die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens steigert. Allerdings sind mit dieser Produktionsmethode gewisse Risiken verbunden, die im Ausnahmefall auftreten. An dieser Stelle sollte jedes Unternehmen eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen und die Szenarien durchkalkulieren.
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