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Die industrielle Massenproduktion in Folge der industriellen Revolution sorgte auch in Deutschland für die Möglichkeit, Produkte in großer Zahl herzustellen. Auf dem Markt erfolgreiche Produkte ließen sich jedoch relativ leicht kopieren. Findige Unternehmer setzten zunehmend auf Werbung, um ihre Produkte bekannt und bei Käufern beliebt zu machen. Doch allzu umtriebige Nachahmer bedrohten das Geschäft. Darum war der Markenschutz ein wichtiger Baustein zur Absicherung des Marktes. Denn nur wenn Kunden genau wussten, ob sie ein Original-Produkt gekauft hatten, konnte die Marke das Vertrauen aufbauen. Als am 18. Januar 1871 in Versailles das deutsche Kaiserreich ausgerufen wurde und Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde, begann die Geschichte des modernen Deutschlands. Nur vier Jahre später wurde das erste deutsche Patentgesetz verabschiedet und mit ihm das Kaiserliche Patentamt in Berlin gegründet. Von dieser Zeit an war es in Deutschland möglich, neben Patenten auch Marken zu registrieren. Manche von ihnen sind weltberühmt. Von anderen wusste man gar nicht, dass sie in Deutschland registriert sind. Es ist einfach unglaublich, wie alt manche Marken in Deutschland tatsächlich schon sind. Wir haben die ältesten Marken Deutschlands für Sie recherchiert.

Die offiziell älteste Marke Deutschlands: Zwei gekreuzte Kurschwerter mit geschwungenem Griff

Die älteste Marke Deutschlands gehört der Porzellan Manufaktur Meißen GmbH. Bereits am 20. Mai 1875 meldete der Hersteller die Rechte für seine Bildmarke beim Kaiserlichen Patentamt an. Dies war das erste Jahr, indem das deutsche Patentgesetz in Kraft war. Meißener Porzellan wird bereits seit 1710 in Deutschland hergestellt. Einst auf Initiative des Kurfürst und Herzog von Sachsen Friedrich August I. von Sachsen, auch August der Starke genannt, ist das Meißener Porzellan heute eine der ältesten Luxusmarken der Welt. Das Kurschwert wurde als Logo ausgewählt, da es besonders edel war. Ein Kurschwert wurde dem Inhaber eines bedeutenden Amtes bei der Amtseinführung überreicht. Es ist ein besonders geschmücktes und reichlich verziertes Schwert, das ähnlich einem Zepter, eins Reichsapfels oder einer Krone die Symbolik der Macht verkörpert. Bei einem Kurfürsten ist das Kurschwert ein wichtiges Würdezeichen zusammen mit Kurhut und Kurmantel. Die Porzellanmanufaktur Meißen weist mit ihrer Bildmarke auf ihren adeligen Ursprung hin. Denn die erste Fabrik war auf der Albrechtsburg in Meißen.

Turnier der Bleistiftritter – eine der ältesten Marken Deutschlands, stammt aus Bayern

Bereits seit dem 18. Jahrhundert produzierte die Firma Faber-Castell in Stein bei Nürnberg Bleistifte. Am 10. Oktober 1879 registrierte das Unternehmen beim Kaiserlichen Patentamt sein Logo „Turnier der Bleistiftritter“ für die Erzeugnisse von Bleistiften, Farb- und Zeichenstiften, Patent- und Künstlerstiften sowie Schiefer- und Gummitafeln. Das Logo der beiden Ritter, die sich mit Bleistiften duellieren, verweist auf die adelige Herkunft der Unternehmerfamilie. Der damalige Firmeninhaber Lothar Faber war gleichzeitig auch Wegbereiter für das deutsche Markenschutzgesetz. Dank seiner Petition beim Deutschen Reichstag 1874 wurde das Markenschutzgesetz erst beschlossen. Seine Enkelin Sophie Ottilie von Faber-Castell heiratetet 1898 Alexander Castell und legte den Grundstein für die moderne Erfolgsgeschichte des heutigen Unternehmens Faber-Castell, das international für hochwertige Stifte steht. Mit 1,5 Milliarden Stiften pro Jahr betreibt Faber-Castell in Brasilien (Sao Carlos) die größte Farbstiftfabrik der Welt. Aber auch im heimischen Oberfranken (Bayern) wird weiterhin produziert. Der Unternehmenssitz befindet sich nach wie vor auf Schloss Faber-Castell, welches umgangssprachlich au „Bleistiftschloss“ genannt wird.

Eau de Cologne vs. 4711 Echt Kölnisch Wasser – seit über 300 Jahren in Abgrenzung gegen Nachahmer

Schon seit 1709 existiert die Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz GmbH“ in Köln. Die von einem Auswanderer aus dem Piemont gegründete Fabrik gilt als die älteste Parfum-Fabrik der Welt. Dort wird das berühmte „Eau de Cologne“ hergestellt. Es ist auch als „Kölnisch Wasser“ bekannt. Von Beginn an hatte das erfolgreiche Unternehmen viele Nachahmer, die ebenfalls Kölnisch Wasser produzierten. Der Erfolg stellte sich ein, weil zu den Kunden viele berühmte Persönlichkeiten zählten. Queen Victoria, Johann Wolfgang von Goethe, Beethoven, Schiller und sogar Napoleon standen auf der Kundenliste des Unternehmens. Kein Wunder, dass die Familie Farina ein gewichtiges Interesse daran hatte, seine Marke von denen der Konkurrenten abzuheben. Eines der berühmtesten Nachahmer-Unternehmen ist die ebenfalls ziemlich bekannte Marke „4711 Eau de Cologne“. Deren Gründer Wilhelm Mülhens trieb es sogar so weit auf die Spitze, dass er sich Menschen, die den Namen Farina trugen, in sein Unternehmen holte, um das Plagiat als möglichst glaubwürdig mit der Familie Farina verbandelt darzustellen – was zu keinem Zeitpunkt der Fall war. Erst das Markenschutzgesetz bot dem wilden Treiben einhalt. Wilhelm Mülhens war es fortan untersagt den Namen „Farina“ in irgendeiner Form im Markennamen zu verwenden. „Eau de Cologne“ und „4711 Kölnisch Wasser“ sind dennoch zwei etablierte Marken, die seit Beginn des Markenschutzes in Deutschland bestehen.

Der Siegeszug der Erfindungen von Apothekern: Kaiser-Natron, Bronchialpastillen und Dr. Oetkers Backin

Der Apotheker August Wilhelm Bullrich entdeckte 1827 die Wirkung von Natriumhydrogencarbonat gegen Sodbrennen. Sein „Bullrichs Universal-Reinigungs-Salz“ kurz „Bullrich-Salz“ genanntes Produkt gegen Magenbeschwerden. Das daraus resultierende Unternehmen warb fortan mit kreativen Werbesprüchen für seine Produkte. „Hat dein Magen etwas Stauung, Bullrich fördert die Verdauung“ oder „Nach Spickaal, Leberwurst und Schmalz verlangt der Körper Bullrich-Salz“ waren nur zwei dieser ersten Werbesprüche in Deutschland. Wer sich so viel Gedanken ums Marketing macht, hat auch Interesse daran, seine Marke zu schützen. Das Bullrich-Salz wurde darum auch schon in den 1870er-Jahren registriert und zählt somit ebenfalls zu den ältesten Marken Deutschlands.
Asche’s Bronchialpastillen wurde ebenfalls schon 1875 als Marke registriert. Die Hustenbonbons waren einst weltberühmt. Mittlerweile findet man die Dosen höchstens noch in Museen, auf Flohmärkten oder Dachböden. Ganz anders Dr. Oetker! Die Erfindung seines Backtriebmittels in den 1890er-Jahren legte den Grundstein für eines der erfolgreichsten deutschen Familienunternehmen. Die Marke Dr. Oetker wurde dank des Markenschutzgesetzes 1893 beim Kaiserlichen Patentamt registriert.

Auch internationale Marken nutzen früh das deutsche Markenschutzrecht und starten eine beispiellose Werbekarriere

Wer hätte gedacht, dass auch Coca Cola schon zu den ältesten Marken in Deutschland gehört? Das Unternehmen aus den USA drängte schon in seinem Gründungsjahr 1886 auch auf den deutschen Markt. Die Eintragung der Marke „Coca-Cola“ beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin aus dem ahr 1886 zeugt davon. Anfänglich setzte das Unternehmens zur Vermarktung als Medizin an. Durch die Wandlung zum Erfrischungsgetränk zählt Coca-Cola heutzutage u den bekanntesten Marken der Welt und hat als Unternehmen viele Maßstäbe im Bereich der modernen Werbung gesetzt. Auch der weltgrößte Kaugummihersteller der Welt „The Wrigley Company“ stzt früh auf den Markenschutz in Deutschland. Gerade einmal zweii Jahre nach Gründung der Firma in Chicago (Illinois) USA, registriert die Firma ihre Marke beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin. Somit zählt auch Wrigley’s zu den ältesten Marken, die Deutschland zu bieten hat. Und auch die britische Seife „Sunlight“ wurde schon 1884 auch die deutschen Markt als Marke registriert. Die Haushaltsseife war vor dem Ersten Weltkrieg eine der wichtigsten Haushaltsseifen in Europa. Produziert von den englischen Lever Brothers. Dem Vorläufer des heutigen Unilever Konzerns.

Deutschlands älteste Marken:

Meissner Porzellanmanufaktur (1875)
Asche’s Bronchialpastillen (1875)
Hoffmann’s Reisstärke (1876)
Eau de Cologne (Johann Maria Farina) (1879)
Faber-Castell (1879)
Sunlight (1884)
Coca-Cola 81886)
Maggi (1887)
Kaiser’s Brustcaramellen (1889)
Dr. Oetker original Backin (1893)
Wrigley’s (1893)

Viele der ältesten Marken Deutschlands sind auch heute noch ein Begriff und im Ladengeschäft äußerst präsent. Einige andere sind längst verschwunden oder zeugen in manch einer Museumsausstellung von ihren glorreichen Zeiten. Mit Meissner Porzellan, Faber-Castell, Dr. Oetker und Eau de Cologne haben einige der ältesten Marken in Deutschland überlebt und bis heute nichts von ihrer Strahlkraft und Frische verloren.